Bild einer Kristallisation

Calciumoxalat-Steine und wie Sie sie vermeiden können

Raphaela Maria Ring
16.7.2023

Calciumoxalat-Steine und wie Sie sie vermeiden können


Haben Sie schon einmal zu viel Salz in Ihr Nudelwasser gegeben, so dass sich die Salzkristalle plötzlich nicht mehr aufgelöst und das Wasser getrübt haben? Das gleiche passiert in Ihren Nieren, wenn Sie zu viel eines Stoffes über Ihre Nahrung aufnehmen. Ist die Menge eines aufgenommenen Stoffs so hoch, dass er sich nicht mehr im Urin auflösen kann, kommt es zur Bildung kleinster Kristalle in den Nieren, die sich schrittweise zu größeren Steinen zusammenlagern, den Nierensteinen [1, 2].


Entstehung des Calciumoxalatsteins


Sie hatten einen solchen Nierenstein, der aus Calciumoxalat bestand? Dann gibt es zwei gute Nachrichten für Sie: Erstens, es geht Ihnen wie vielen anderen Betroffenen, denn Nierensteine sind häufig, und diese Form des Steins ist am häufigsten [2-4]. Calcium und Oxalat sind zwei Stoffe, die wir über unsere Ernährung aufnehmen und die sich gerne aneinanderhängen. Doch nicht nur die direkte Aufnahme von Calcium und Oxalat beeinflusst, wie viel davon in unseren Nieren als Stein hängen bleiben kann. Auch zu viel säurebildende Produkte, darunter hauptsächlich tierisches Eiweiß, erhöhen die Verfügbarkeit von Calcium in der Niere und dadurch die Wahrscheinlichkeit einen Stein zu bilden [2].
Die zweite gute Nachricht ist, dass Sie durch eine bewusste Ernährung die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Steinbildung senken können [5, 6]. Die Nieren sind der Filter unseres Körpers. Alles fließt durch sie hindurch, und dabei wird das, was wir nicht mehr benötigen, aussortiert und über den Urin ausgeschieden. Das bedeutet: Nehmen wir sehr viel Oxalat über unsere Nahrung auf, werden wir dementsprechend mehr über den Urin ausscheiden. Diese Filterfunktion der Niere beginnt mit einem groben Rausschmiss von Allem inklusive Wasser, und einem Tauschgeschäft, in dem der Körper sich im Tausch gegen andere Stoffe zurückholt, was er doch noch braucht. Ein Beispiel: Die Niere gibt in den Urin ein Calcium und ein Salz ab, und kann dadurch Wasser zurück in den Körper holen, bevor es als Urin ausgeschieden wird und damit dem Körper verloren geht (Näherung nach Alexander et al.[2]). Deshalb beeinflusst die Menge des aufgenommenen Salzes direkt unseren Calciumhaushalt und damit auch das Potential Steine zu bilden. Durch das Sammeln und Auswerten des Urins können Rückschlüsse darauf gezogen werden, wovon wir zu viel in unserem Körper haben, da davon mehr mit dem Urin ausgeschieden wird, und daraufhin eine therapeutische Konsequenz für die oder den Betroffene/n gezogen werden [7].


Calciumoxalat-Steine mit der richtigen Ernährung therapieren


Wie können Sie diese Erkenntnisse nun in Ihrem Alltag umsetzen?

Die wichtigste vorbeugende Maßnahme ist, die Nieren dauerhaft gut durchzuspülen. Es wird eine Trinkmenge von 2,5 bis 3l täglich und gleichmäßig über den Tag verteilt empfohlen. Das ist die effizienteste vorbeugenden Maßnahme bei Nierensteinen [3, 8-10]. Durch die Ergänzung des getrunkenen Wassers mit den Urin-Säuregehalt senkenden Getränken wie Orangen-, Apfel-, Cranberry- und Grapefruitsaft und das Reduzieren oxalat- reichen Kakaos oder säurebildenden Kaffees kann die Steinentstehung ebenfalls verringert werden. Generell wird zur Vermeidung von Nierensteinen eine ausgewogene Ernährung unter Favorisierung pflanzlicher Lebensmittel und Ballastoffen empfohlen [9]. Tierisches Eiweiß, insbesondere rotes und verarbeitetes Fleisch, erhöhen den Säuregehalt des Urins [3, 4], während Früchte und Gemüse Säure reduzieren und somit der Kristallisierung von Calciumoxalat in der Niere entgegenwirken [2].
Wie in unserem Beispiel bereits angedeutet, ist es speziell nach Calciumhaltigen Nierensteinen wichtig, die aufgenommene Menge Salz auf unter 6g am Tag zu reduzieren, da es direkt das in der Niere verfügbare Calcium beeinflusst [10]. Nach Calciumoxalat-Steinen sollten zudem oxalatreiche Lebensmittel vermieden oder zumindest reduziert werden [3]. Hierzu zählen insbesondere rote Beete, Spinat, Sauerampfer, Rhabarber und Kakao in Pulverform und als dunkle Schokolade,
sowie auch Sesamsamen, Cashews, geröstete Mandeln, Pinienkerne, Erd-, Wal-, Pekan-, und Haselnüsse. Ebenfalls reich an Oxalat, aber in deutlich geringerem Maße sind Bohnen, Süßkartoffeln und Miso [11, 12]. Eine gleichzeitige Aufnahme von Calcium und oxalathaltigen Lebensmitteln ist günstig, da dadurch Oxalat schon im Darm von Calcium gebunden und mit dem Stuhl ausgeschieden werden kann [1, 10]. Davon abgesehen sollte Calcium in moderatem Maße zugeführt, also weder besonders verringert noch massiv erhöht werden [5, 13].


Gute Chancen mit den richtigen Lebensmitteln


Die richtige Ernährung gilt als die erfolgreichste Strategie zur Vermeidung erneuter Calciumoxalat- Nierensteine. Mit den hier genannten Empfehlungen ausgestattet haben Sie deshalb ganz ohne Medikamente oder Operationen die besten Chancen zukünftige Schmerzen und operative Eingriffe aufgrund von Nierensteinen zu vermeiden.

Literatur:
1. Khan, S.R., et al., Kidney stones. Nature Reviews Disease Primers, 2016. 2(1): p. 16008.
2. Alexander, R.T., D.G. Fuster, and H. Dimke, Mechanisms Underlying Calcium Nephrolithiasis.
Annu Rev Physiol, 2022. 84: p. 559-583.
3. Prezioso, D., et al., Dietary treatment of urinary risk factors for renal stone formation. A review
of CLU Working Group. Arch Ital Urol Androl, 2015. 87(2): p. 105-20.
4. Asoudeh, F., et al., Associations of Total Protein or Animal Protein Intake and Animal Protein Sources with Risk of Kidney Stones: A Systematic Review and Dose-Response Meta-Analysis.
Adv Nutr, 2022. 13(3): p. 821-832.
5. Kıraç, M., et al., Effects of dietary interventions on 24-hour urine parameters in patients with
idiopathic recurrent calcium oxalate stones. Kaohsiung J Med Sci, 2013. 29(2): p. 88-92.
6. Escribano, J., et al., Dietary interventions for preventing complications in idiopathic
hypercalciuria. Cochrane Database Syst Rev, 2014(2): p. Cd006022.
7. Parks, J.H., M. Coward, and F.L. Coe, Correspondence between stone composition and urine
supersaturation in nephrolithiasis. Kidney Int, 1997. 51(3): p. 894-900.
8. Lieske, J.C., et al., Diet, but not oral probiotics, effectively reduces urinary oxalate excretion and
calcium oxalate supersaturation. Kidney Int, 2010. 78(11): p. 1178-85.
9. de La Guéronnière, V., et al., Increasing water intake by 2 liters reduces crystallization risk
indexes in healthy subjects. Arch Ital Urol Androl, 2011. 83(1): p. 43-50.
10. S2k-Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Metaphylaxe der Urolithiasis, D.G.f.U.e. V. and
A.H.d.A.d.D. Urologen, Editors. 2018, Arbeitskreis Harnsteine der Akademie der Deutschen
Urologen Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V.: Düsseldorf.
11. [cited 2023 03.07.23]; Available from:
https://www.lebensmittelwissen.de/lexikon/o/oxalsaeure.php.
12. 05.07.2023]; Available from: https://www.hsph.harvard.edu/nutrition-questionnaire-service-
center/nutrient-tables-download-page/.
13. Heller, H.J., et al., Effect of dietary calcium on stone forming propensity. J Urol, 2003. 169(2): p.
470-4.

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